(K)einer für jeden Zweck
Herbstzeit ist Erntezeit, und die Fülle der heimischen Obst- und Gemüsesorten ist Jahr für Jahr überwältigend, wenn man sie bewusst auf sich wirken lässt. Allein dafür lohnt es sich schon, auf einen Wochenmarkt oder auf ein Erntedankfest zu gehen.
Ein echter Klassiker unter den heimischen Obstsorten ist der Apfel, und viele Sorten werden auch im Herbst reif. Die Kulturgeschichte des Apfelbaumes reicht mindestens 2.000 Jahre zurück, bereits bei den alten Römern waren Kultur-Äpfel dokumentiert. Er gehört in Europa zu den ältesten kultivierten Obstarten und ist auch darüber hinaus weit verbreitet. Das hat ihm auch zu einer großen symbolischen Bedeutung verholfen: Er ist Symbol der Liebe, der Sexualität, der Fruchtbarkeit und des Lebens, der Erkenntnis und Entscheidung sowie des Reichtums. Der Apfel taucht in zahllosen Märchen auf und spielt in Mythologien und Ritualen eine Rolle.
Im Vergleich zu dem meisten anderen Obst ist er relativ anspruchslos, was Boden und Lage angeht – er wächst so ziemlich überall und ist schon deshalb in vielen Gärten, an Wegesrändern und Alleen zu finden. Und weil er so beliebt ist, gibt es eine Vielzahl von Züchtungen. Manche sind den frühen Wildformen noch sehr ähnlich, andere wurden schon deutlich weiter entwickelt: Doch bei allen Unterschieden ist der Apfel vitaminreich, kalorienarm, rundum gesund und einfach praktisch, und das wissen auch Kinder und Eltern zu schätzen. Wie selbstverständlich der Apfel zu unserer Ernährung gehört, kann man auch daran sehen, dass von dem in Deutschland geernteten Obst rund 80% Äpfel sind und dass jeder Bundesbürger durchschnittlich 26 kg Äpfel pro Jahr isst.
Einige Unterschiede zwischen den Sorten merkt man schon an Äußerlichkeiten: Manche Äpfel sind klein und fleckig, andere groß und äußerlich makellos. Die einen sind typisch apfelrund, andere haben z. B. eine glockenartige Form. Und auch die inneren Werte können sehr unterschiedlich sein: Es gibt süße und saure Äpfel, feste und mehlige, manche Sorten eignen sich eher zum Kochen oder Backen als zum Naschen, und es gibt Äpfel, die man gut einlagern kann, und solche, die man lieber bald verzehren sollte. Da merkt man schnell: Apfel ist nicht gleich Apfel.
Doch diese Vielfalt der Sorten und der Eigenschaften ist im Alltag oft nicht mehr zu erleben. Gärten werden zu Bauland, Obstbäume werden durch pflegeleichte Ziergewächse ersetzt, und in den Supermarktregalen liegen oft ganzjährig die immergleichen Importäpfel aus Übersee. Da kommt man nicht auf die Idee, nach den Besonderheiten einzelner Sorten zu fragen. Dabei haben gerade die alten Sorten neben der geschmacklichen Vielfalt auch ganz praktische Vorteile, zum Beispiel dass sie sich oft besser lagern lassen, vitaminreicher sind als die Züchtungen und dass einige auch von Allergikern gut vertragen werden. Aber auch wenn Sie nicht einlagern wollen und auch keine Apfelallergie beachten müssen: Schauen Sie doch beim nächsten Einkauf mal auf die Sorte und die Herkunft des Apfels. Bestimmt gibt es da noch etwas zu entdecken. Und wenn Sie ein bisschen Platz im Grünen haben, pflanzen Sie einen Apfelbaum – so, wie es schon Martin Luther gesagt hat.
Wenn sie einen Apfelbaum einer alten Sorte pflanzen wollen, dann schauen Sie doch mal unter www.alte-obstsorten-online.de oder unter www.hoffmann-obstbaumschule.de. Und wenn Sie keinen Platz für einen Baum haben, dann finden Sie Streuobstwiesen in Ihrer Nähe unter www.mundraub.org.