Gerichte, die in einem Topf zubereitet werden, sind schon sehr alt und weltweit verbreitet. Früher wurde eine komplette Mahlzeit meist deshalb in einem einzigen Topf zubereitet, weil Feuer kostbar war und es oft nur eine einzige Feuerstelle im Haus gab. Eintöpfe und Suppen als eine typische Winternahrung stammen aus Zeiten, in denen die Menschen sich lange in der winterlichen Kälte aufhielten und dann warme und gehaltvolle Mahlzeiten brauchten, um sich wieder aufzuwärmen. Damals war es außerdem klug, sich mit energiereicher Nahrung auch als Mensch mehr oder weniger Winterspeck zuzulegen. Denn die Winter waren oft lang und hart, und die Vorräte konnten zur Neige gehen. Und in Zeiten knapper Vorräte sind Eintöpfe auch in der Verwertung von Resten unschlagbar: Da die Zutaten sehr variabel sind, können Reste gut darin untergebracht werden, und was vom Eintopf übrig bleibt, wird später noch einmal aufgekocht.
Der Unterschied zwischen Suppen und Eintöpfen ist im wahrsten Sinne fließend. Denn ganz genau lässt es sich nicht immer sagen, ob etwas „noch“ eine Suppe oder „schon“ ein Eintopf ist. Werden Suppen als nahrhafte Mahlzeit oder Hauptgericht serviert, spricht man von einem Eintopf. Meist gilt: Ein Eintopf sättigt, die Suppe soll den Appetit auf die folgenden Gänge steigern.
Heute ist unser Leben auch im Winter meist komfortabel, und wir verbringen den größten Teil der Zeit in gut geheizten Räumen in dem Bewusstsein, dass die meisten Speisekammern reichlich gefüllt sind. Und trotzdem haben sich deftige Eintöpfe als typische Wintermahlzeit erhalten. Es ist schön, diese Tradition weiter zu pflegen, auch wenn das Anlegen des Winterspecks heute eher ein Problem darstellt als eine kluge Vorsichtsmaßnahme. Ein richtig gehaltvolles Essen sollte daher auch im Winter die Ausnahme sein – eine gelegentliche Stärkung, die zuvor durch ausgiebige Aktivitäten an der frischen Luft gewissermaßen verdient wurde.
Aber ein Essen, das uns in der kalten und dunklen Jahreszeit von innen wärmt, tut uns auch heute sehr gut. Und dem Bedürfnis nach deftigem, würzigem Essen kann man ja auch mit einer leichteren Variante nachkommen, die Körper und Seele wohltut, ohne allzu reichhaltig zu sein. Das vermögen Suppen und Eintöpfe besonders gut, denn sie können im besten Sinne leicht und einfach sein. Gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn es trotz aller Gemütlichkeit schnell mal hektisch zugeht, sind unkomplizierte Gerichte eine gute Wahl. So bleibt die Zeit, die in der Küche gespart wurde, für Gastlichkeit und Ruhe.
Und doch haben viele Eintöpfe etwas Besonderes an sich. Manche sind ein typisches Familiengericht, das uns vielleicht an liebgewonnene Personen oder besondere Ereignisse erinnert. Andere stehen für eine Region, weil die Zutaten nicht beliebig, sondern regional ausgewählt wurden. Und so verbindet sich mit ihnen vielleicht ein Heimatgefühl oder die Erinnerung an einen besonderen Ort, und was könnte die Seele in der dunklen Jahreszeit besser streicheln als die Erinnerung an Liebgewonnenes?